Titelbild - End Of Support - Nachhaltige Softwareentwicklung und Wiederverwendbarkeit

Wenn Software verschwindet: Wie wertvolle Lösungen erhalten bleiben

Wenn Software plötzlich „stirbt“

Die Digitalisierung hat viele Branchen revolutioniert. Durch Softwarelösungen werden Prozesse effizienter, transparenter und oft erst wirtschaftlich tragfähig. Ein Beispiel dafür war das VQC-Portal – eine Software, die über 12 Jahre hinweg mit mehr als 1000 Tagen Entwicklungsleistung gewachsen ist.

Das Portal diente Sachverständigen in der Baubranche, um digitale Begehungsprotokolle zu erfassen, Prüfberichte zu dokumentieren und Mängel nachzuverfolgen. Durch eine moderne Webapplikation mit zahlreichen Schnittstellen konnten Bauherren und Bauträger in Echtzeit auf alle relevanten Informationen zugreifen.

Trotzdem steht die Software heute still. Warum? Das Unternehmen hinter der Software existiert nicht mehr. 

Damit stellen sich zwei entscheidende Fragen:

  • Warum verschwinden gute Softwarelösungen oft mit den Unternehmen, die sie entwickelt haben?
  • Wie kann man Software nachhaltiger gestalten, damit sie langfristig nutzbar bleibt?

Warum Software oft verschwindet – obwohl sie noch funktioniert

Software wird oft mit der Erwartung entwickelt, dass sie viele Jahre genutzt wird. Doch die Realität sieht häufig anders aus:

Grafik zeigt Herausforderungen bei der Software-Nachhaltigkeit als Tortendiagramm

Unternehmensschließungen oder Insolvenzen führen dazu, dass Software keine Weiterentwicklung mehr erfährt.

Technologische Abhängigkeiten machen eine Weitergabe schwierig, da Software oft speziell für ein Unternehmen entwickelt wurde.

Lizenz- und Eigentumsrechte können verhindern, dass Dritte die Software übernehmen oder weiterführen.

Das VQC-Portal war technologisch auf dem neuesten Stand – doch genau das machte es schwer, es weiterzugeben. Die Software war speziell auf die internen Abläufe des Unternehmens abgestimmt, eine direkte Vermarktung oder der Verkauf an Dritte war kaum möglich.

Das Problem ist nicht neu: Software verschwindet nicht nur, weil sie veraltet ist, sondern oft auch, weil sie zu stark an ein einzelnes Unternehmen gebunden ist.

Doch muss das wirklich so sein?

Nachhaltige Softwareentwicklung: Wie man Lösungen langfristig nutzbar macht

Eine Lösung für dieses Problem liegt im modularen Software-Design und Wiederverwendbarkeit. Statt monolithische Systeme zu bauen, die nur für eine einzige Umgebung funktionieren, setzen moderne Entwickler auf Microservices und lose gekoppelte Softwarearchitekturen.

Grafik zeigt Strategien für die moderne und nachhaltiger Softwareentwicklung

1. Modulare Entwicklung als Zukunftsstrategie

Bei unseren eigenen Implementierungen haben wir festgestellt, dass viele Funktionen in verschiedenen Projekten wiederverwendbar sind. Anstatt diese mehrfach neu zu schreiben, kapseln wir sie als Services oder eigenständige Module aus.

2. Wiederverwendbare Komponenten in der Frontend-Entwicklung

Besonders beim Frontend-Design haben wir bewiesen, dass Listen, Tabellen oder Formularelemente in mehreren Projekten genutzt werden können. Diese Komponenten werden als eigenständige Module entwickelt und lassen sich problemlos in unterschiedliche Anwendungen integrieren.

3. Agile Prozesse fördern nachhaltige Software

Nachhaltige Softwareentwicklung ist kein einmaliges Konzept, sondern ein dynamischer Prozess. Während der agilen Programmierung analysieren wir kontinuierlich, welche Funktionen wiederkehrend sind, und entwickeln daraus Standardlösungen, die langfristig den Entwicklungsaufwand reduzieren.

Ergebnis: Unsere Software bleibt schlank, leicht wartbar und für zukünftige Projekte nutzbar.

Software ist nie für die Ewigkeit – aber sie kann überleben durch Wiederverwendbarkeit

In der Softwareentwicklung gibt es eine unausweichliche Wahrheit: Nichts ist für die Ewigkeit. Unternehmen ändern sich, Technologien entwickeln sich weiter, und Anforderungen verschieben sich. Doch das bedeutet nicht, dass wertvolle Software einfach verschwinden muss.

  • Eine Software ist nie „fertig“. Sie muss ständig optimiert und restrukturiert werden.
  • Durch Microservices und modularen Software-Engineering kann Software langfristig erhalten bleiben.
  • Interaktive, agile Prozesse helfen, frühzeitig Potenzial für Wiederverwendbarkeit zu erkennen.

Das VQC-Portal ist ein Beispiel dafür, wie Software nach Jahren intensiver Entwicklung plötzlich stillsteht. Doch das bedeutet nicht, dass alles verloren ist – die Konzepte, Module und Erfahrungen daraus fließen in neue Projekte ein.

Die Frage bleibt: Wie können wir Software noch besser darauf vorbereiten, unabhängig von ihrem ursprünglichen Kontext weiterzuleben?