Zunächst einmal muss ich mich für diesen reißerischen Titel entschuldigen. Demnächst werden wir auch das Thema Clickbaiting behandeln. Besonders Blogbeitrag 3 wird euch umhauen!
Seit Wochen wird Spekulatius in den Supermärkten verkauft, es wird Zeit über die Vorweihnachtszeit zu sprechen. Neben Spekulatius werden natürlich auch jede Menge verschiedene Kekssorten angeboten. Mal abgesehen von dem Streit, wer den letzten Keks bekommt, ist eine Kekssorte bestimmt dafür, Beziehungen auf die Probe zu stellen. Cookies. Wenn sich jemand mit Cookies auskennt, dann Google. In den vergangenen Tagen hat das kalifornische Unternehmen seinen 19. Geburtstag gefeiert. Google „produziert“ genau die Kekse, die dafür sorgen, dass wir in der Vorweihnachtszeit nicht mehr unbeschwert unsere Handys aus der Hand geben oder unbeaufsichtigt unseren Laptop zur Verfügung stellen können, weder an gute Freunde, den [simple_tooltip content=’Significant Other / die bessere Hälfte‘]SO[/simple_tooltip], noch an Familienangehörige. Zu risikoreich ist die Möglichkeit, dass der oder die Liebste hinter die Geschenkegedanken des Gegenüber steigen, die Messlatte unbeabsichtigt in die Höhe schnellt oder man dazu gezwungen wird die eigenen Präferenzen als altruistische Gabe umzudichten.
Ich besitze ein Smartphone, ein Laptop und einen PC und ich muss demnächst höllisch aufpassen, wenn ich die Spannung des himmlischen Fests bis zum Abend des 24. aufrechterhalten möchte. Danke Google.
Szenario 1: Man sitzt dicht zusammen auf der Couch, es laufen die Nachrichten und irgendetwas passiert in der ägyptischen Touristen-Kleinstadt Marsa Alam. Meine Freundin sagt: „Massa Allam, waren da nicht deine Eltern letzten Monat!?“ Ich google es mit meinem Smartphone, kann es genauso schlecht schreiben, wie meine Freundin aussprechen und nach der Eingabe von Massa… schlägt Google mir Massagen in meiner Nähe vor. Ab hier ergeben sich jede Menge weitere Szenarien, in denen ich mich erklären muss, ob ich ohne ihr Wissen zu Massagen gehe, ich anfange unbeholfen zu lachen und sage: „Hahaha, so viel zum Thema personalisierte Suchergebnisse, das trifft ja mal überhaupt nicht zu“ oder ich einen verdächtigen zehnminütigen Vortrag über die Google Datenschutzbestimmung halte. Ich rezitiere, dass sensible Kategorien wie die Rasse, Religion oder sexuelle Orientierung nicht in der angezeigten Werbung und den Sucheingabevorschlägen aufgegriffen werden und es sich deshalb nicht auf einen von mir zuvor eingegebenen Suchbegriff basierenden Suchvorschlag handeln kann. Spätestens auf die Frage, was eine Massage mit einer sexuellen Orientierung zu tun hat, blocke ich ab mit „Na toll, jetzt ist es raus. Ich wollte dir einen Gutschein für eine Aromaöl Entspannungsmassage zu Weihnachten schenken.“
In jedem Fall muss ich entweder, aufhören heimlich zu Massagen zu gehen, meiner Freundin einen Gutschein kaufen oder verraten, dass ich bereits einen gekauft habe. Danke Google.
Ein paar Dinge zu diesem Szenario: Ich sitze natürlich nicht dicht mit meiner Freundin auf der Couch, sondern nah beisammen. Die Suche nach Massagen in der Nähe fallen tatsächlich nicht unter die Kategorie Sensible Daten und werden als Suchvorschläge bei der Suche im selben Browser wieder aufgegriffen. Drittens: Ein Szenario ist fiktiv, aber annehmbar.
Szenario 2: Es ist Samstagabend und wir möchten Sushi bestellen. Da ich Maki immer noch für die beiden Holzstäbchen halte, bei denen man eines wegziehen muss, ohne dass sich das andere bewegt, stellt meine Freundin die einzelnen Sushikomponenten zusammen. Sie besitzt einen eigenen Laptop, aber wie das manchmal so ist, ist der Laptop in Reichweite der geeignetste. Auf der Lecker-Lieferservice.de Seite klickt sie fleißig die Rollen zusammen, Ura-Maki, Sashimi, Oshi-Sushi, Nigiri, Nintendo. All das, was ich für japanische Städtenamen halte und mir so gut schmeckt. Moment, Nintendo? Warum tauchen in dem Eat-Commerce System ständig Bilder mit Nintendo Logo auf? Ads! Die Kurzform von ADHS im Web. Bei der Lecker-Lieferservice.de Startseite: Nintendo Switch Controller, auf der Bestellseite: das passende Mario Game und auf der Bezahlseite vorgelagerten Seite: die Konsole!
Ich werde rot. Rebuy, Saturn, Ebay, das kann doch kein Zufall sein, dass alle das Gleiche bewerben? Ich habe nur eine Hoffnung. Das meine Freundin so verblendet ist von der Vorfreude auf Sushi, dass sie nichts anderes mitbekommt. „Die Switch???“ – Verdammt – „Aber die ist doch viel zu teuer!?“ -Mist – „Wir wollten uns doch nur Kleinigkeiten schenken“ – Danke Google Werbepartner – „Danke, Schatz! Die ist so cool!“ Ich war doch schon wochenlang nicht mehr mit meinem Google Konto angemeldet. Um ehrlich zu sein, habe ich mit dem Gedanken gespielt, mir selbst die Konsole zu schenken. Für meine Freundin habe ich bereits etwas anderes, aber jetzt gibt es kein Zurück mehr. Oder doch? „Also ich trübe deine Freude nur ungern, aber nur weil ich online nach der Switch geschaut habe, heißt das nicht, dass ich auch eine kaufe“ (die Wahrheit). Klar, das hätte ich gesagt, wenn ich sie gekauft hätte und auch wenn ich sie nicht gekauft hätte. Ab jetzt ist es ein unausgesprochenes Pokern, wobei niemand von uns beiden mehr weiß, was das Vorhaben (Preiskategorie) des anderen ist, man sich aber an dem orientiert, was man glaubt, was der andere vorhat. Oder eben an dem, was der andere auf Werbeanzeigen angezeigt bekommt. Am Ende kaufe ich mir wirklich die Switch selber, ich habe ja schon ein Geschenk für meine Freundin. Die schenkt mir die von mir so oft erwähnte Playstation 4 und ich stehe da am Weihnachtsabend, mit zwei Konsolen und zwei Controllern. Ich hoffe, dass sich meine Freundin über die neuen Sommerreifen freut. Wie Konto es nur wegen einer Sushi-Bestellung so eskalieren?
Szenario 3: Ich sitze am Schreibtisch vor meinem PC. Dank meines 23 Zoll Monitors kann man schon von der Zimmertür aus schemenhaft erkennen, was ich mir gerade so anschaue. Im Amazon Fenster vergleiche ich Autoreifen, die Werbebanner sind voll von Pirelli und Continental. Meine Freundin interessiert es nicht.
Wie gesagt, alles nur fiktive Szenarien(!), aber dennoch: Hier ist der Link, um die Anzeige personalisierter Suchvorschläge und Werbung, die weitestgehend über Cookies funktionieren, einzudämmen.
Mehr Content vom Scitoblog findet ihr hier