Von vielen als altbackene Technik verschrien, könnte eine kürzlich veröffentlichte Ankündigung des zweitgrößten deutschen Faxgeräteherstellers Imnofax das Blatt der analogen Datenübertragungstechnik um 180 Grad wenden. Schaut man auf der Website des Herstellers nach, stellt man neben der am Donnerstag veröffentlichten Ankündigung fest, dass die vorletzte Pressemitteilung des Unternehmens vom 12. Juni 2002 stammt. In dieser verkündet das Unternehmen sein Vorhaben, das angeschlagene „verstaubte Image der Telefonleitungbasierenden Datenübertragungstechnik völlig umzukrempeln“ und Zitat „aufzuhippen“.
„Spätestens 2023 wird jeder Haushalt drei Faxgeräte besitzen.“
Ferner heißt es: „Einkaufsbestellungen an den Supermarkt zu senden, Krankenscheine an den Arbeitgeber und sogar Geburtstagsgrüße an die Oma, all das wird das Faxgerät erleichtern und ermöglichen“. Das World Wide Web habe offensichtliche positive Aspekte, könne aber niemals mit der haptischen Vertraulichkeit eines Faxgeräts mithalten. Letzter Aussage des Imnofax Firmengründers Maximilian Fuchs entstammt nicht der Pressemitteilung von 2002, sondern der von Donnerstag. Das in Saarbrücken ansässige Unternehmen hat viel getan in den letzten zwanzig Jahren, um das Image des Faxgeräts positiv zu gestalten. Innerhalb der letzten 20 Jahren hat das Unternehmen 42% seiner Ausgaben im Marketingbereich angesetzt. Zwei der insgesamt fünf angestellten so genannten „Spindoktoren“ haben sogar ein Buch über Ihre Zeit in dem Unternehmen veröffentlicht. In diesem Buch berichten Sie unter anderem (ohne Belege zu nennen) von Treffen mit ranghohen Politikern auf Landesebene. Die Faxlobby sei unfassbar einflussreich, aber nur Wenigen bekannt.
In der Tat sehen die Zahlen verblüffend aus
Auf jedes in Deutschland ansässige Unternehmen kommen statistisch gesehen 18 Faxgeräte. Im angrenzenden französischen Elsass (keine 200km von Saarbrücken) ist die Zahl mit 26,5 Faxgeräten pro Unternehmen besonders hoch. Diese hohe Zahl mag auf den ersten Blick recht enorm wirken, kommt aber in erster Linie dadurch zustande, dass in großen Unternehmen besonders viele Faxgeräte in Verwendung sind. Insbesondere In Deutschland wurde mit dem Aufbauplan Mitte durch die damaligen Bundesregierung 1990 jedes Faxgerät zudem noch mit 300 DM (heute umgerechnet 110Euro) subventioniert, um als Gegenpart zu den von den Amerikanern vorangetriebenen World Wide Web Programm eine stabile und unabhängige Kommunikationsinfrastruktur im Land gewähren zu können (Projektname Faxschritt).
All das dürfte nur den wenigsten bekannt sein. Es bleibt spannend (und unserer Meinung nach zweifelhaft), ob das deutsche Faxunternehmen sein proklamiertes Jahresziel, pro Haushalt und Unternehmen ein 5G Faxgerät auszuliefern, erreichen wird. Insbesondere da die 5G Funkübertragungstechnik noch nicht ansatzweise abgeschlossen ist und Corona bedingt ein weltweiter Halbleitermangel herrscht, sieht das ambitionierten Vorhaben des Saarbrückener Unternehmens nicht sonderlich erfolgversprechend aus.
In einem Monat schon, am 1. Mai sollen die neuen Modelle in den Handel kommen und bisher gibt es nur schwarz-weiß Bilder eines Prototypen.
Das Datenblatt mit Explosionszeichnung verheißt eine Datenübertragung von 10Gbitps, 23 Zoll Touchscreen, Querztastatur und eine Anbindung zu einem eigenen Appstore, um den Funktionsumfang des Gerätes zu erweitern. Der dedizierte Browser nutzt bei der 5G Datenübertragungstechnik einen eigenen Faxsicherheitsstandard. Dieser gewährt eine eindeutige Zuweisung des Absenders zur bei dem Adressaten ankommenden Botschaft, wenn die beiden Geräte mittels Kabel verbunden sind.
Das Faxgerät scheint wohl ein überraschendes Revival zu erleben. Totgesagte leben bekanntlich länger. Erst im letzten Jahr, zu dieser Zeit, haben wir für einen Kunden ein Jira Plug-in entwickelt, um mittels OCR Faxcontent in Jira Tickets zu überführen. Es bleibt spannend, was alles mit den neuen 5G Faxgerätemodellen der Firma Imnofax möglich sein wird.